Mission Readiness Test 2016 (Einsatztest RH3 Trümmer 2016)
Der diesjährige Einsatztest lag im Départementde l’Essonne. Es liegt in der Region Île-de-France im Großraum Paris und ist nach dem Fluss Essonne benannt.
Das Szenario:
Beim Landeanflug zum Flughafen Paris –Orly am 06. Oktober 2016 um 23:32 Uhr stürzte eine vollbesetzte Boing747 einer Fluggesellschaft im Bereich von Villejustab. Es wurden zahlreiche Gebäude in Villejustsowie den Nachbargemeinden Villebon-surYvette im Norden, Saulx-les-Chartreuxim Osten, Nozayim Süden, Marcoussisim Südwesten sowie Les Ulis im Westen zerstört. Die Ressourcen des im Département Essonne und Region Île-deFrance sind im Einsatz, das Einsatzaufkommen überschreitet jedoch die Verfügbarkeit. Entsprechend dem europäischen Gemeinschaftsverfahren zum Katastrophenschutz wurden die Mitgliedsstaaten zum internationalen Beistand angefordert. Die Einsatzkräfte aus Deutschland werden der Feuerwehr Palaiseau zugeordnet.
Diesem Aufruf zur Unterstützungsleistung sind wir gefolgt und machten uns mit einem Team, bestehend aus einem Gruppenführer (Fabian Puchelt) und drei Trupps, (HF Karin Frankl, TM Mike Meister und Nala, HF Gerhard Schuller, TM Andrea Sauer und Sammy, beide Trupps von der FW Hochbrück, sowie HF Daniel Scheibinger, TM Andrea Bachmann und Buddy von der FW Aschheim) auf den Weg nach Paris. Nach 10 Stunden Fahrt sammelten wir uns alle im zugeteilten Bereitstellungsraum, der in der Einflugschneise des Flughafens Paris-Orly lag. Zeltaufbau, Hunde versorgen und warten.
Die Nacht verlief dann relativ „geräuschlos“. Gottseidank gibt es auch in Frankreich ein Nachtflugverbot. Früh morgens wurden wir mit einem Fahrzeug der französischen Feuerwehr, teilweise mit den Hunden zusammen auf der Ladefläche, abgeholt und in das Suchgebiet gebracht. Was uns dann dort erwartete war der Wahnsinn. Mehrere eingestürzte Häuser mit Randtrümmern, Tief- und Hochverstecken, Verstecke unter Bretterböden mit Teppichen abgedeckt, Verleitungen in Form von rieseigen Ochsenknochen, Szenarien sehr realitätsnah. Wir waren beeindruckt und fasziniert zugleich. Die Suchaufgaben, drei Schadenstellen hintereinander in 20 Minuten absuchen waren dementsprechend anspruchsvoll und eine Herausforderung für Mensch und Hund. Im Anschluss jeder Suche musste dann auch noch ein genauer Lageplan verfasst werden, nicht immer ganz einfach bei den vielen eingestürzten Decken, Wänden und herumliegenden Gegenständen. Nachmittags mussten wir uns mit unseren Hunden an einem Abseilturm beweisen, auch nicht so abgelaufen, wie wir es von Zuhause gewohnt waren. Ohne Verschnaufpause dann 1. Hilfe Hund und Mensch, auch hier auf absolutem Einsatzniveau. Wer dachte das war‘s für den Tag sah sich getäuscht. Nach Einbrechen der Nacht, stand ein 10 km Leistungsmarsch auf dem Programm. Auch hier wieder sehr einsatzrelevant. Unterwegs wurde uns plötzlich ein anderer Weg zugeteilt oder eine Passkontrolle stand an, wie es im Realeinsatz auch vorkommen kann. Im Einsatzgebiet angelangt, wieder absuchen von zwei Schadstellen, Dunkelheit war hier die Herausforderung. Gegen 2:00 Uhr früh waren wir dann, vollkommen geschafft wieder in unserm Zelt. Hunde versorgen und versuchen etwas Abstand zu gewinnen. Morgens 7:30 Uhr Abmarsch zum nächsten Einsatz, wieder zwei Schadenslagen. Hund und Mensch gingen nochmals an ihre Grenzen und darüber hinaus. Endlich war es geschafft. Dieser Test war für uns der bisher Anspruchsvollste seiner Art. Hier war ein Unterschied der Profis aus Frankreich und England (Berufshundeführer mit multinationaler Einsatzerfahrung), gegenüber uns unverkennbar. Nicht dass wir uns mit unseren Hunden verstecken müssen, nein das nicht, die Teams gaben ihr Bestes und gingen weit über ihre physische und psychische Belastung hinaus. Der Unterschied ist die Professionalität dieser Teams in der Trümmersuche. Wir dagegen betrachten die Trümmersuche eher als sinnvolle Ergänzung zur unserer eigentlichen Aufgabe, der Flächensuche. Wenn unsere Ergebnisse auch nicht ganz zur begehrten Auszeichnung reichten, so nahmen wir doch viele Eindrücke und Erfahrungen mit nach Hause.
Und was wir auch hatten, eine tolle Teamatmosphäre. Hund wie Mensch der Teams aus Hochbrück und Aschheim verstanden sich prächtig und hatten trotz dieser Tortur noch ihren Spaß. Auch ein positiver Aspekt den wir aus Paris mitnehmen, die Kameradschaft untereinander.